Ein unschein­bares Haus in der Köpe­ni­cker Land­straße. Von hier aus haben Rechts­ra­di­kale ein welt­weites Geschäfts­netz­werk gespannt. Die Betei­ligten der Trep­tower Nazi-Connection: Der als Satans­mörder von Son­ders­hausen bekannte Hen­drik Möbus, sein Knast­bruder Chris­tian S., der Ber­liner NPD-Chef, füh­rende Mit­glieder des gewalt­tä­tigen Natio­nalen Wider­stands und Jünger der US-Nazigröße Wil­liam Pierce.

Von Marcus Bött­cher

Das Geschäft mit dem „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Black Metal“ (NSBM), einer rechts­ra­di­kalen Musik­rich­tung, flo­riert. In alle Welt werden Ton­träger, Fan­ar­tikel und Fach­zeit­schriften ver­kauft, euro­pa­weit Kon­zerte orga­ni­siert. Geld­ma­cherei? Auch. Doch hinter dem Netz­werk aus Treptow steckt ebenso poli­ti­sche Agi­ta­tion und Unter­stüt­zung von Neo­na­zior­ga­ni­sa­tionen außer­halb der Musik­szene.

Die zen­trale Figur hinter dem NSBM ist Hen­drik Möbus. 1993 erdros­selte er einen 15-jährigen Mit­schüler, wurde als Satans­mörder deutsch­land­weit bekannt. Wegen Ver­stoßes gegen seine Bewäh­rungs­auf­lagen wurde er 1999 zu wei­teren 18 Monaten Knast ver­ur­teilt, flüch­tete aber in die USA – und begann sein heute nütz­li­ches Netz­werk auf­zu­bauen.

In den Staaten lernte Möbus den Ras­sisten Wil­liam Pierce kennen. Und mit dem ame­ri­ka­ni­schen Ober-Nazi auch dessen Gefolg­schaft aus der rechts­ra­di­kalen „National Alli­ance“ und der „George Lin­coln Rock­wells Ame­rican Nazi Party“ (ANP). 2001 schob die USA den Deut­schen ab, im Knast traf Möbus auf den Jenaer Chris­tian S. – heute sind beide Geschäfts­partner. Von Treptow aus betreiben sie einen Ver­sand­handel, zwei Musik-Label, eine Sieb­druck­werk­statt sowie eine Kon­zert­agentur („Toten­tanz Kon­zerte“). Diese unter­hält beste Kon­takte nach Finn­land, Tsche­chien und Ita­lien. Erst vor kurzem brachte eines der Label ein Album einer fin­ni­schen Neo­na­zi­band heraus. Das Band­logo besteht aus SS-Totenkopf und zwei Sig­runen, das Cover zeigt eine Schwarze Sonne hinter einer bren­nenden Moschee.

Das Duo Möbus/S. ist ebenso mit der rechten Ber­liner Szene ver­woben. Sie druckten unter anderem für inzwi­schen geschei­terte Geschäfte des NPD-Chefs Sebas­tian Schmidtke, fei­erten Grill­partys mit der Vor­sit­zenden des „Rings natio­naler Frauen“, Maria Fank.

Quelle: Ber­liner Kurier, 5. Sep­tember 2014

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